12.01.2023

„STÄRKEN FINDEN UND AUSBAUEN“

Durch seine individuelle Förderung begleitet das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk in Husum junge Menschen mit Einschränkungen auf dem Weg zur Festanstellung und bildet so erfolgreich neue Fachkräfte für die Branche aus.

Die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen – ob körperlich oder psychisch – verlangt ein besonderes Maß an Fingerspitzengefühl. Es geht darum, behutsam zu fördern, ohne zu überfordern und täglich für kleine Erfolgserlebnisse zu sorgen. Viele Arbeitgeber scheuen deshalb die Zusammenarbeit. Zu Unrecht, findet Gunnar Wörpel, Einrichtungsleiter des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerks (TSBW) in Husum. „Eine Personalakquise aus anderen Ländern ist für viele inzwischen selbstverständlich. Sprachbarrieren werden offenbar eher in Kauf genommen als psychische oder körperliche Einschränkungen, Lern- oder Sinnesbehinderungen“, sagt er. Dabei seien die speziellen Anforderungen, die Menschen mit Disability mitbringen, meist nur in den Köpfen der anderen groß. Um den ersten Schritt für Betrieb und potenzielle Mitarbeitende zu erleichtern, helfen Einrichtungen wie das TSBW.

Unter dem Leitgedanken des „Empowerments“ ist es die Aufgabe des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerks, diese jungen Menschen auf dem Weg zur selbstbestimmten beruflichen Teilhabe an der Gesellschaft gemäß Bundesteilhabegesetz (BTHG) zu unterstützen – sprich: sie in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern. Spezialisiert ist das TSBW insbesondere auf die Ausbildung von Menschen mit Autismus oder Hörbehinderungen. Zum Grundangebot des Bildungswerks gehören die berufliche Orientierung und der Berufseinstieg, die berufliche Neuorientierung für Umschulende und der Wiedereinstieg in den Beruf. Außerdem bietet es eine 24-Stunden-Notfallversorgung für alle Teilnehmenden sowie den „Lernort Wohnen“, ein mehrstufiges Wohnkonzept von einem Zimmer mit Gemeinschaftsküche und täglicher Betreuung bis hin zur eigenen Wohnung mitten in Husum, das die TSBWler:innen je nach Bedarf in Anspruch nehmen können.

Klares Ziel, unterschiedlicher Weg

Insgesamt 62 Ausbildungs- und Umschulungsberufe in zwölf Berufsfeldern bietet die Einrichtung in der Nordsee-Hafenstadt an. „Im Hotel- und Gastronomiebereich werden sie zu Fachkräften, Fachpraktiker:innen oder Fachleuten für Restaurant, Küche, Hauswirtschaft und Hotel in diversen Ausbildungsstätten ausgebildet“, weiß Thomas Friess, verantwortlicher Ausbilder für Berufe in der Küche im TSBW. „Dazu gehören eine Großküche und eine Cafeteria, ein Tagungsbereich einschließlich dazugehöriger Übernachtungsmöglichkeiten sowie das Restaurant Handwerkerhaus.“ Im Handwerkerhaus erhalten die Azubis Einblicke ins Veranstaltungs-Catering für bis zu 200 Personen, zum Beispiel Hochzeiten oder Tagungen. Außerdem bereiten sie Frühstück, einen wechselnden Mittagstisch oder mehrgängige Menüs zu. Die Großküche erfährt momentan im wahrsten Sinne des Wortes einen Umbruch: Sie wird mit angeschlossener Mensa komplett neu gebaut und es entstehen 18 neue Kochkojen. Optimale Voraussetzungen, um die jungen Menschen bedarfsgerecht zu fördern. „Das Besondere am TSBW ist die individuell auf jeden Teilnehmenden zugeschnittene Ausbildung“, erklärt Thomas Friess. „Das Ziel ist klar, der Weg dorthin aber für jeden einzelnen Auszubildenden sehr unterschiedlich. Sie müssen ihre persönlichen Stärken finden und ausbauen. Das ist unsere Aufgabe und das TSBW ist dafür breit aufgestellt und gut gerüstet.“ Auch bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungsweg unterstützt das Berufsbildungswerk. „Neben den umfangreichen Ausbildungsaufgaben finden auch berufsvorbereitende Maßnahmen statt, da viele Teilnehmenden noch gar nicht genau wissen, wo ihre Stärken liegen“, sagt der Ausbilder. „Sie ‚schnuppern‘ über mehrere Wochen in die verschiedenen Berufe und können sich ausprobieren.“

Förderung künftiger Fachkräfte

Einmal für einen Ausbildungsberuf entschieden, müssen die TSBWler:innen wie alle Azubis die öffentliche Berufsschule besuchen sowie alle gängigen Prüfungen vor der IHK Flensburg ablegen. „Natürlich stehen die Ausbilder:innen des TSBW im engen Austausch mit den Lehrkräften der Berufsschule, um schulischen oder sozialen Problemen zeitnah zu begegnen und Lösungen zu finden“, sagt Thomas Friess. Am Ende der Ausbildung steht ein Bewerbungstraining an, um die Azubis dabei zu unterstützen, einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Ist dies gelungen, wird der ehemalige Azubi und dessen neuer Arbeitgeber nach Bedarf weiterhin durch Mitarbeitende des TSBW betreut – ein Rundum-Programm sozusagen. Gefördert werden die Teilnehmenden des Berufsbildungswerks auch außerhalb der Schulzeit. „Die Auszubildenden aus Küche und Restaurant nehmen zusätzlich an außerschulischen Angeboten des Vereins der Köche Westküste e. V. teil und gehören dort der Jugendgruppe an“, sagt Thomas Friess, Vorsitzender des Vereins sowie des VKD-Landesverbands Nord. „Auf diese Weise haben die angehenden Fachkräfte die Möglichkeit, sich in Kochwettbewerben zu messen, für die sie sich im Rahmen ihrer Ausbildung im TSBW vorbereiten können. Tatsächlich profitieren die jungen Auszubildenden sehr von diesem Angebot und haben sich das eine oder andere Mal bereits auf die vorderen Plätze gekocht.“

Das „Empowerment“-Konzept des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerks geht auf. „Unsere Azubis sind gefragte Nachwuchskräfte, hier in der Region, in ganz Deutschland und sogar über die Grenzen hinweg“, sagt Thomas Friess stolz. „Die sehr hohe Vermittlungsquote der gastronomischen Berufe spiegelt die hochwertige Arbeit der Ausbildenden des TSBW wider. Eine lohnenswerte Aufgabe, für uns alle.“

BILD: Im TSBW wird unter dem Motto des „Empowerments“ unterrichtet.

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Heike Peters

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