04.06.2024
„Starke Typen“ sorgen für Nachwuchs in der Land- und Baumaschinenbranche
Viele Handwerksbetriebe kämpfen nicht nur um Fachkräfte, sondern auch um Nachwuchs. Neben den Betrieben selbst sorgen sich auch die Verbände um das Nachwuchsproblem. Wir haben bei einem unserer Partnerverbände nachgefragt, wie Nachwuchsförderung funktionieren kann – und dem Branchentrend Nachwuchsmangel entgegenwirkt.
Der Arbeitsmarkt leert sich, viele Handwerker und Handwerkerinnen aus den geburtenstarken Jahrgängen der fünfziger und sechziger Jahre stehen kurz vor dem Ruhestand. Doch der Nachwuchs fehlt, um diese Lücke zu füllen. Einer der Hauptgründe: Viele junge Menschen streben heute einen höheren Schulabschluss oder ein Studium an.
Die Suche nach Auszubildenden wird für Handwerksbetriebe in Deutschland immer herausfordernder. Ein Trend, den auch Horst Hübler beobachtet, der bei Mewa die Vertriebskoordination verantwortet und mit vielen Handwerkerverbänden im Austausch steht.
„Landauf, landab, egal welche Branche, egal welcher Betrieb: Fast alle suchen händeringend Nachwuchs.“ Hübler weiß, wovon er redet. Er ist zuständig für etwa 400 Verbandskooperationen von Mewa, steht in engem Austausch mit den Partnern und kennt somit die Sorgen und Nöte in den einzelnen Branchen. Die Suche nach Nachwuchs beschäftige sie alle, so Hübler. „Es gibt keinen Verband, dessen Mitglieder nicht über mangelnden Nachwuchs klagen.“
Unterstützung aus der Gemeinschaft
Die Verbände haben erkannt, dass die Unterstützung ihrer Mitglieder bei der Nachwuchssuche eine essenzielle Aufgabe darstellt, vor allem in der heutigen Zeit – und lassen sich ihrerseits einiges einfallen, um junge Menschen für eine Zukunft im Handwerk zu gewinnen. Ein gutes Beispiel dafür ist der LandBauTechnik-Bundesverband und dessen Kampagne „Starke Typen“.
„Gemeinsam mit den Herstellern wollen wir junge Menschen von unserer abwechslungsreichen Branche begeistern“, erklärt Ulrich Beckschulte, Geschäftsführer des Verbandes, der mehr als 6.000 Hersteller, Werkstätten und Mechatronik-Betriebe aus der Land- und Bauwirtschaft zusammenführt.
Seit 2007 unterstützt der Bundesverband seine Mitglieder mit „Starke Typen“ bei der Suche nach jungen Talenten. Angefangen habe alles mit einfachen Materialien, die den Mitgliedern für ihre Hausmessen zur Verfügung gestellt wurden, oder auch Briefköpfe oder Vorlagen für Stellenanzeigen, so Beckschulte. Mit den Jahren ist die Kampagne, auch aufgrund ihres Wirkungsnachweises für die Mitglieder, gewachsen – und digitaler geworden.
„Heute bieten wir unseren Mitgliedern deutlich vielfältigere Unterstützung an, von Filmen bis Klingeltönen zum Download, Material für Lehrer ist in Vorbereitung“, so der Geschäftsführer des Verbandes. Man müsse bei den jungen Leuten bleiben. Darüber hinaus gewähren „Azubi-Botschafter“ in den sozialen Medien Einblicke in ihren Berufsalltag in der Land- und Baumaschinenmechatronik.
Bei der Suche nach Auszubildenden zählt der Maßnahmenmix
Die Nachwuchssuche findet jedoch nicht nur digital statt. Der LandBauTechnik-Verband wirbt auch auf Messen wie der Agritechnica, der größten internationalen Agrartechnikmesse, um Nachwuchs. „Man traut unserer Branche vielleicht gar nicht so eine große Messe zu“, so Beckschulte, „aber dort strömen etwa eine halbe Million Menschen hin, darunter auch zahlreiche Jugendliche.“
Diese Interessenförderung überlässt der Verband aber nicht dem Zufall. So lädt der LandBauTechnik-Verband jedes Jahr Schulklassen aus der ganzen Republik dazu ein, die Messe zu besuchen. Vor Ort gibt es dann, neben den Ausstellungen der Hersteller, mit „Werkstatt live“ auch ein Angebot des Verbandes selbst. „Mit diesem Mitmachformat ermöglichen wir den Jugendlichen einen hautnahen Einblick in die tägliche Arbeit mit den zum Teil riesigen Maschinen“, so Beckschulte.
Das Kampagnenteam wächst
Dass das Vorgehen des LandBauTechnik-Verbandes zu funktionieren scheint, bestätigen laut Beckschulte auch die Zahlen: „Es ist natürlich schwer messbar, aber wir gehen davon aus, dass es in Summe heute mehrere Tausend jungen Menschen sind, die sich im Moment der Berufswahl durch die Kampagne an uns erinnert haben“, so der Geschäftsführer. Dabei sei die Branche auch von einem erhöhten Bewerberausfall während der Corona-Lockdowns verschont geblieben.
Mittlerweile ist aus den ehemals drei „Starken Typen“ eine ganze Truppe Mechatronik-Azubis aus unterschiedlichen Betrieben hervorgegangen, die immer wieder auf YouTube, Facebook, Instagram oder Messen ihre Eindrücke aus dem Berufsalltag zeigen.
Auf die Frage, warum der Verband an der Kampagne festhalte, verwies der Geschäftsführer auch auf die emotionale Strahlkraft. Denn: „Viele haben bei Bau- und Landmaschinen immer noch ein dumpfes Bild von Öl, Gülle und dröger Handarbeit im Kopf, dabei arbeiten die Mechatronikerinnen heute an komplexen digitalen Systemen auf tonnenschweren Hightech-Geräten“, gibt Beckschulte zu bedenken. „Wenn wir die Auszubildenden von morgen erreichen wollen, müssen wir das Image unserer Branche aufräumen – nicht nur bei potenziellen Nachwuchskräften, sondern am besten auch bei deren Eltern und Lehrkräften.“