24.01.2023

WDR zeigt Handwerks-Azubis im Beruf und Privatleben

Es dürfte mittlerweile die umfassendste Handwerks-Doku im deutschen Fernsehen sein. Die WDR-Reihe "Passt, wackelt und hat Luft" begleitet Azubis bei ihrer täglichen Arbeit – und neuerdings auch verstärkt in ihrem privaten Umfeld. Heute startet die Dokuserie bereits in die vierte Staffel. Prädikat: Manchmal etwas kitschig, aber sehr unterhaltsam.

Neben "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" gibt es einige Sprüche, die wohl so gut wie jeder Azubi während seiner Ausbildung einmal gehört hat. "Das Leben ist kein Wunschkonzert" ist so ein Klassiker, der natürlich auch in "Passt, wackelt und hat Luft" vorkommen muss. Das Klischee ist dieser Reihe seit ihrem Start alles andere als fremd. So muss der Maler- und Lackierer-Azubi eben diesen Satz seines Ausbilders Klaus über sich ergehen lassen, als die Tapete sich nicht wie gedacht von der Wand lösen will. Und irgendwie ist ja auch was dran: es ist einfach kein Wunschkonzert, wenn es darum geht, für die Kunden zu arbeiten.

Einfach unterhaltsam
Solche relativ einfachen Weisheiten sind wohl auch mit dafür verantwortlich, dass es die WDR-Reihe über Handwerks-Azubis mittlerweile schon bis zur vierten Staffel gebracht hat. Das Handwerk kommt ja gar nicht selten im TV-Programm vor allem der öffentlich-rechtlichen Sender vor, aber solch eine Konstanz eines einzigen Formats ist dann doch einmalig. Und es ist einfach auch unterhaltsam, was die Macher von "Passt, wackelt und hat Luft" immer wieder abliefern. Klar, wenn zu den Bildern der Arbeit von Gleisbauern im Hintergrund das Lied "Eine Insel mit zwei Bergen" aus der Verfilmung von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" läuft, dann ist das wenig hintersinnig, sorgt aber für gute Unterhaltung – und die ist nach wie vor ganz klar das Ziel dieser Reihe.

"Ne Frau als Gleisbauerin - die müssen wir haben!"
Gleisbauer-Azubine Burcu ist die einzige Frau im Trupp, der Gleise für eine Straßenbahn verlegen soll. "Ne Frau als Gleisbauerin – die müssen wir haben!", schildert Ausbilder Jürgen, welcher Gedanke ihm bei der Einstellung seiner neuen Kollegin durch den Kopf schoss. Und nun darf die 19-Jährige sich bei der schweren Arbeit täglich verausgaben, die sie so gut machen möchte, dass sie irgendwann zur Bauleiterin aufsteigen kann. Dass die Arbeit als Gleisbauerin nicht ungefährlich ist, schildert Jürgen. In seinen 40 Berufsjahren habe er schon einige schlimme Dinge erlebt, auch Tote habe er gesehen. In diesem Moment gewinnt die vierte Staffel von "Passt, wackelt und hat Luft" sogar eine gewisse Tiefe, denn es stehen nicht die flotten Sprüche und die eindrucksvollen Bilder von der Baustelle im Vordergrund, sondern wirklich die Menschen. Und es sind eben nicht nur die Azubis, sondern auch die Ausbilder, die eine tragende Rolle in der Reihe spielen.

"Ich werd‘ Bauleiterin, Papa!" – die Eltern sind stolz auf Burcu
Und auch das Privatleben der Protagonisten rückt zusehends in den Fokus. "Ich bin stolz auf dich", sagt Burcus Mutter, als die angehende Gleisbauerin im heimischen Wohnzimmer Bilder von ihrer Arbeit zeigt. Sie habe immer zu ihrer Tochter gesagt: mach das, was du möchtest, und wisse nun, "sie schafft das. Wenn die sagt, ich mach das, dann macht sie das auch." Überhaupt heben sich die gezeigten Azubis recht wohltuend von dem Eindruck ab, den man angesichts der Unentschlossenheit und fehlenden Zielstrebigkeit mitunter vom Beschäftigten-Nachwuchs in Deutschland bekommen kann. Da wird nicht darüber philosophiert, welchen Studiengang man nun wie lange belegen, welche Reisen man vor und nach dem Studium noch erledigen muss oder welchen Beruf in einem schicken, hippen Unternehmen man vielleicht irgendwann einmal ergreifen könnte. Nein, Burcu sagt mit Blick auf die Frage des Vaters – selbst Gabelstaplerfahrer, ob sie auch einen Baggerführerschein mache: "Ich werd‘ Bauleiterin, Papa, ich will nicht Bagger fahren." – worauf dem Vater nur mit einem Schmunzeln ein knappes "Okay, Chefin" entfährt. "Wenn sie glücklich ist, bin ich dabei", sagt er schließlich noch. So sieht es wohl aus, wenn die Kinder dazu erzogen wurden, nach mehr zu streben und Leistung zu zeigen.

Der Azubi nimmt den Ausbilder mit auf die Jagd
Interessant auch die Stelle in der zweiten Folge, an der Tischler-Azubi Linus seinen Gesellen und Ausbilder Noah mit zur Jagd nimmt – wobei der Azubi hier zum Ausbilder wird und seinen Gesellen in die Geheimnisse der Jagd einführt. Beide sitzen auf dem Hochsitz und warten, während sie die Rollen getauscht haben. Linus mit Gewehr, Noah sozusagen als Assistent. Durch diese Ausflüge ins Privatleben wird "Passt, wackelt und hat Luft" noch ein Stückchen bunter und erweitert das Bild, das der Zuschauer von den Azubis und ihren Ausbildern erhält. Klar, es überwiegen weiter die coolen Sprüche auf der Baustelle, die Bilder von harter Arbeit und gegenseitigen Frotzeleien – aber den Menschen hinter den Protagonisten kommt die Reihe diesmal doch deutlich näher als bislang.

Der ungestüme Kfz-Mechatroniker-Azubi
Auch wenn es beispielsweise in der Kfz-Werkstatt darum geht, dass Azubi Ramazan gerne mal ungestüm und übereifrig vorprescht, ordnet sein Chef Marco ein, er lasse ihn auch absichtlich mal alleine für sich arbeiten, "denn das muss er ja auch lernen". Ob das für den Besitzer des Autos, an dem der Azubi einen Ölwechsel selbstständig durchführen soll, beruhigend ist, sei einmal dahingestellt. Doch Ausbilder Marco sagt mit Blick auf Ramazan, er habe nach zehn Jahren als Geselle mittlerweile Routine bekommen, und "das kriegen wir bei dir auch noch hin". Dann muss alles plötzlich etwas schneller gehen, weil das alljährliche Grillfest wartet.

Fleißige Azubis, beliebt beim Publikum
Gewiss, es sind alles sehr schöne und idealisierte Bilder vom Handwerk, die "Passt, wackelt und hat Luft" transportiert. Mitunter werden schwierigere Themen angeschnitten, aber vor allem auch auf der persönlichen, menschlichen Ebene. Die großen Meta-Themen der Branche wie Fachkräftemangel, die Folgen der Corona-Maßnahmen, unterbrochene Lieferketten, Energieknappheit und die galoppierende Inflation erhalten in einem solchen Format schon naturgemäß wenig bis gar keinen breiten Raum. Das kann man als Wohlfühl-Fernsehen kritisieren, doch gerade weil das Handwerk, nicht nur, aber besonders im abgelaufenen Jahr häufig bildhaft für die Probleme des Landes herhalten musste, ist eine solche TV-Reihe geradezu eine Wohltat. Da nimmt der Zuschauer auch ein gewisses Maß an Baustellen- oder Werkstatt-Kitsch und die mitunter aufdringliche Musik gern in Kauf. Außerdem, und das zeigt sich schon alleine an der Tatsache, dass es eine vierte Staffel gibt, sind die Handwerks-Azubis bei den Zuschauern beliebt. Denn sie zeigen, dass mit Motivation und Fleiß auch heute noch einiges im Handwerk möglich ist – ganz im Gegensatz zu den TV-Porträts so mancher Studenten, die noch mit Anfang, Mitte 20 das Berufsleben locker auf sich zukommen lassen.

Bild: WDR

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Heike Peters

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