15.06.2023

BIBB-Präsident Esser: „Berufliche Bildung muss flexibler, inklusiver und exzellenter werden!“

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat seinen Datenreport 2023
veröffentlicht. Er enthält umfassende Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung in Deutschland und ergänzt den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Dieser ist am heutigen Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht worden.

Aus Anlass der Veröffentlichungen erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser:
„Positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auf ein massives Fachkräfteproblem zusteuern. Deshalb ist es unerlässlich, mehr Jugendliche für die duale Berufsbildung zu gewinnen, die durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität sowie Exzellenz attraktiver werden muss. Dafür braucht es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriertdurchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe, die einen Karriereweg angefangen von der Ausbildung bis in die Selbständigkeit hinein ermöglichen. Nach wie vor ist es ebenso wichtig, Menschen, die Schwierigkeiten beim Einstieg in Ausbildung haben oder nach der Schule ohne Ausbildung geblieben sind, da abzuholen, wo sie mit ihren Lernvoraussetzungen stehen, indem sie mit niedrigschwelligen Zugängen aufden Weg in eine Ausbildung gebracht werden.

Weitere Potenziale liegen in der Zuwanderung, aber auch bei jenen, die ihren Beruf wechseln möchten, ihr Studium aufgeben oder ihre Langzeitarbeitslosigkeit endlich überwinden wollen. Um diese für den Arbeitsmarkt zu erschließen, braucht es eine Infrastruktur, in der bereits vorhandene berufliche Kompetenzen gemessen, bewertet und anschlussfähig gemacht werden.“ Wie der BIBB-Datenreport zeigt, hat sich die Ausbildungsmarktsituation aus Sicht der Jugendlichen im Jahr 2022 weiter entspannt, Angebot und Nachfrage blieben jedoch deutlich hinter dem Niveau von 2019 vor Corona zurück. Zudem wird es für Betriebe immer schwieriger, ihre angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Berufsausbildung nachfragten, ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5.300 (-1,0 Prozent) auf 535.500 zurück. Gegenüber 2019 ist ein Rückgang um 63.200 (-10,6 Prozent) zu verzeichnen. Die Nachfrage erreichte damit einen neuen Tiefststand seit 1992 als erstmals Daten für das wiedervereinigte Deutschland vorlagen. Das Ausbildungsangebot entwickelte sich nach Rückgängen im ersten Jahr der Pandemie zum zweiten Mal in Folge positiv auf nunmehr 544.000 Angebote (+1,4 Prozent zu 2021). Auch hier ist der Wert von 2019 jedoch noch nicht wieder erreicht (-5,9 Prozent).

Die Zahl der gemeldeten unbesetzten Berufsausbildungsstellen weist mit 68.900 einen neuen Negativ-Rekord aus (+9,0 Prozent zu 2021, +29,6 Prozent zu 2019). Sie lag damit erstmals höher als die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch eine Ausbildungsstelle suchten (60.400). Zudem ist der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss von 15,5 Prozent im Jahr 2020 (2,33 Mio. Personen) auf 17,8 Prozent im Jahr 2021 (2,64 Mio. Personen) gestiegen. Zu beachten ist, dass es sich bei allen Zahlen um Durchschnittswerte für Deutschland insgesamt handelt, es gibt erhebliche Unterschiede zwischen Berufen und Regionen.

Das Schwerpunktthema des diesjährigen BIBB-Datenreports lautet „Innovationen in der Berufsbildung durch Programme“. Programme sind ein wichtiges bildungspolitisches Instrument, um Innovationspotenziale in der beruflichen Bildung zu erschließen und deren Weiterentwicklung in der Praxis zu unterstützen.