28.11.2023

Die unterschätzte Kraft der Ausbildung: Warum Azubis mehr Vertrauen verdienen

Wir müssen jungen Talenten in Deutschland endlich wieder Lust auf die Ausbildung machen! Wer Azubis nichts zutraut, sie skeptisch beäugt oder nur über die Schulter schauen lässt, verschärft den Fachkräftemangel.

Manche wollen lieber gleich die Ärmel hochkrempeln. Ran an den Kunden oder Patienten, beraten und Beziehungen aufbauen, mit eigenen Händen etwas erschaffen oder reparieren. Wir sollten uns glücklich schätzen, dass es noch junge Menschen gibt, die sich nach der Schule für eine Ausbildung entscheiden. Weil sie es für das Richtige halten – und nicht nur für eine Notlösung.

Sie sind hungrig danach, Wissen und Fähigkeiten schnell in die Praxis umzusetzen. Und das ist genau die Einstellung, die unsere Wirtschaft jetzt braucht und vorantreibt. Unsere Gesellschaft benötigt Fachleute in einer breiten Palette von Berufen, von Handwerkern über Techniker bis hin zu Pflegekräften. Dringender denn je.

Doppelt so viele Studis wie Azubis – wo soll das hinführen?
Gerade mal 469.900 Verträge für die duale Berufsausbildung wurden 2022 geschlossen. Laut Statistischem Bundesamt ist das ein „historisch niedriges Niveau“. Im Juli dieses Jahres vermeldete die Bundesagentur für Arbeit die unglaubliche Zahl von rund 228.000 unbesetzten Ausbildungsstellen. Das entspricht der Einwohnerzahl von Freiburg.

Die fünf beliebtesten Ausbildungsberufe im Jahr 2022, nach der Anzahl der Neuverträge:

Kaufmann/-frau im Einzelhandel (22.800)
Kaufleute für Büromanagement (22.500)
Kraftfahrzeugmechatroniker (20.700)
Verkäufer (20.600)
Fachinformatiker (17.600)

Im Jahr 2021 hatten wir in Deutschland mehr als doppelt so viele Studis (2,9 Millionen) wie Azubis (1,3 Millionen). Ist der Hochschulabschluss wirklich das Maß aller Dinge? Als Unternehmerin aus dem Mittelstand und jemand, der selbst nie studiert hat, weiß ich den Wert von praktischem Lernen und Engagement für den Beruf sehr zu schätzen. Dass ich keine Akademikerin bin, hat mich nicht daran hindern können, erfolgreich ein Unternehmen zu führen.

Auch ich bin den Weg der Ausbildung gegangen – zur Groß- und Außenhandelskauffrau, wie es damals hieß. Allerdings nicht im eigenen Familienbetrieb, sondern bei der Firma Müller Dekor. Das war mir wichtig. Es war auch klar, dass ich wieder in den eigenen Familienbetrieb gehen wollte. Der Junior, der dort der Chef war, hatte dafür vollstes Verständnis.

Die Ausbildung darf nicht nur Plan B sein
Keine Frage: Junge Menschen sollten die Freiheit haben, ihren eigenen Weg zu wählen. Die Vielfalt unserer Berufswelt bietet zahlreiche Möglichkeiten, Talente zu entdecken und Leidenschaften zu verfolgen. Auch wenn vielen jungen Menschen leider die finanziellen Mittel fehlen, um sich diese Freiheit leisten zu können.

Doch es ist überfällig, diejenigen zu unterstützen, die sich dafür entscheiden, gleich anzupacken, loszulegen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Wir müssen aufhören, die Ausbildung als Plan B zu betrachten, sondern sie als eine gleichwertige Option neben dem Studium anerkennen. So, wie es auch Joshua Paschold getan hat.

Nachdem er seine Mittlere Reife gemacht hatte, besuchte er die Fachoberschule. Den berufspraktischen Teil hat er bei Werkzeug Weber absolviert. „Eigentlich wollte ich mein Fachabitur im Zweig ,Internationale Wirtschaft‘ machen“, erzählt der heute 21-Jährige. „Aber nach vier Monaten habe ich die Fachoberschule abgebrochen. Ich habe einfach gemerkt, dass mir das Arbeiten mehr Spaß macht.“

Kürzlich hat er seine dreijährige Ausbildung bei Werkzeug Weber erfolgreich beendet. Wir haben ihn übernommen. Inzwischen ist er als Junior-Außendienstmitarbeiter tätig und momentan im Tandem mit einem erfahrenen Mitarbeiter unterwegs, damit er Schritt für Schritt in den Job reinkommt.

Die Ausbildung verdient Respekt und Anerkennung
Manche von Joshua Pascholds Freunden haben sich fürs Studium entschieden, hat er mir erzählt. Weil sie dadurch höhere Einstiegsgehälter erwarten können. Das ist legitim. Umso mehr möchte ich meine Bewunderungen für diejenigen ausdrücken, die sich nicht allein vom Geld leiten lassen, sondern ihren eigenen Stärken und Interessen nachgehen. Die Entscheidung, zu arbeiten und sich in einem Ausbildungsberuf zu engagieren, verdient Respekt und Anerkennung.

Oftmals höre ich, dass Kunden die Nase rümpfen, wenn sie mitbekommen, dass ein Azubi eine bestimmte Aufgabe erledigt. Dieses Vorurteil und diese Skepsis gegenüber jungen Auszubildenden sind etwas, das mich zutiefst betrübt. Wo bleibt da die Wertschätzung, die für die junge Generation eine so hohe Bedeutung hat?

Rosinen rauspicken und nur glamouröse Aufgaben übernehmen – das bietet eine Ausbildung auch im Jahr 2023 nicht. Aber wir dürfen die Jungen nicht von wichtigen Aufgaben fernhalten.
Vanessa Weber, CEO von Werkzeug Weber
„Es kam schon ab und zu vor, dass einige, die selbst vor Jahrzehnten eine Ausbildung absolvierten, mich zunächst als bloße Begleitung, als ,Mitbringsel‘ betrachten. Doch ein oder zwei beeindruckende Leistungen können solche Zweifel schnell aus dem Weg räumen“, sagt Joshua Paschold.

„Während der Lehre hast du immer wieder die Möglichkeit, dich zu beweisen und zu zeigen, dass du eben nicht ,nur‘ der Azubi bist. Bei uns im Unternehmen beginnt man schon relativ früh, selbstständig zu arbeiten. Mir kam das sehr entgegen. Wenn du mal einen Fehler gemacht hast, musst du eben dafür geradestehen. Fehler sind menschlich.“

3 Aufrufe an Arbeitgeber, um Azubis die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdient haben
💪 Setzt Azubis in anspruchsvollen Projekten ein!
Wenn die Lehrlinge die Möglichkeit haben, an herausfordernden Projekten teilzunehmen, stärkt das ihr Selbstvertrauen und fördert ihre Fähigkeiten.

🧠 Investiert in ihre Weiterbildung!
Arbeitgeber sollten Interesse an der beruflichen Entwicklung ihrer Azubis zeigen, indem sie schon früh Weiterbildungsmöglichkeiten und Schulungen fördern. Wir bei Werkzeug Weber haben dafür z.B. die Weber Akademie eingerichtet.

👀 Schenkt ihren Ideen Aufmerksamkeit!
Wer immer nur alles besser weiß und sich nicht offen für Ideen der jungen Mitarbeitenden zeigt, wird sie vergrätzen. Wer ihnen ernsthaft ermöglicht, Vorschläge einzubringen und sich aktiv am Unternehmen zu beteiligen, wird mit Loyalität belohnt.

Herausforderungen lassen Azubis zu Fachkräften heranreifen
Wenn wir nie zulassen, dass Azubis Verantwortung übernehmen und ihre Fähigkeiten in der Praxis anwenden, wie sollen sie dann jemals wachsen und sich entwickeln? Es ist entscheidend, dass wir sie ermutigen und unterstützen, Aufgaben zu übernehmen, auch wenn es anfangs vielleicht holprig sein mag. Denn genau durch diese Herausforderungen und Erfahrungen werden sie zu Fachkräften heranreifen, nach denen wir uns aktuell alle so sehr sehnen.

„Es gibt viele Berufe, die ein Studium voraussetzen. Ich bin der Meinung, dass jeder sich heute die meisten Dinge, die man in einem Studium lernt, selbst beibringen kann“, sagt Joshua Paschold selbstbewusst. „Allerdings ist das mit viel Arbeit verbunden und du musst Deine Freizeit investieren. Am Ende ist es doch immer eine Typ-Frage: Entweder du hast Bock zu arbeiten und dir den Hintern aufzureißen oder eben nicht.“

Gegen Ende seiner Ausbildung kam Joshua Paschold auf mich zu, um mir zu signalisieren, dass er gern bei uns im Betrieb bleiben möchte. Er trug mir die Idee vor, was er bei uns gern machen würde. Das hat mich beeindruckt und überzeugt.

„Man kann auch schon als Azubi seine Karriere selbst in die Hand nehmen: indem man sich traut, mit den Vorgesetzen oder der Geschäftsleitung zu sprechen und seine beruflichen Wünsche zu äußern.“
Joshua Paschold, Junior-Außendienstmitarbeiter bei Werkzeug Weber
Es ist an der Zeit, unsere Vorurteile beiseitezulegen und die Auszubildenden als das zu sehen, was sie sind: aufstrebende Talente, die unsere Zukunft gestalten werden.

Wir sollten ihnen Türen öffnen, sie ermutigen und ihnen die Chance geben, zu lernen und zu wachsen. Davon profitieren nicht nur die Azubis, sondern auch unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft als Ganzes.

Wo sollen es die Azubis denn lernen, wenn man ihnen nichts zutraut, skeptisch beäugt und sie nie selbst ranlässt? Wie sollen sie wachsen und sich entwickeln? Die Ausbildung ist genau die Zeit, in der junge Menschen die Gelegenheit haben sollten, ihre Fähigkeiten und Talente zu entfalten.

Ja, es kann sein, dass sie am Anfang noch nicht so routiniert arbeiten wie erfahrene Fachkräfte. Aber genau das ist der Sinn einer Ausbildung.

BILD: Werkzeug Weber

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Heike Peters

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