18.04.2023

JOBWALK – Ausbildungsberufe in der Stadt spielerisch erkunden anstelle Monsterjagd

Welche Ausbildungsbetriebe es in ihrer Stadt gibt und wie vielseitig eine duale Ausbildung ist, können Jugendliche bei einem JOBWALK selbst erkunden. Wo es lang geht, zeigt eine interaktive App auf dem Smartphone über das Navigationssystem GPS an. Die Idee hat das BWK BildungsWerk in Kreuzberg GmbH, Träger der ehemaligen KAUSA-Servicestelle Berlin, in der Bundeshauptstadt umgesetzt. Nun realisieren zwei ehemalige KAUSA-Servicestellen die JOBWALKs in Bonn und Augsburg.

Die Idee
Computerspiele und Wettkämpfe im Team begeistern. Konzentriert und motiviert versinken junge Menschen im Spiel. Ein Grund für Khalid Sharif, Projektverantwortlicher beim BWK, Gamification in der Beruflichen Orientierung in Berlin einzusetzen. „Wir wollten ein Spiel anbieten, mit dem Schülerinnen und Schüler nicht Monster jagen, sondern Berufe kennenlernen.“ Denn viele wissen nicht, welche Angebote vor ihrer Haustür bestehen. Von einigen bekannten Berufen haben die Jugendlichen eine falsche Vorstellung. So ahnen Fans von Kochshows nicht, wie stressig es in einer Großküche sein kann.

Der JOBWALK bietet niedrigschwellige Berufserkundung mit Bewegung im Freien. Damit unterscheidet er sich vom passiven Frontalunterricht oder Selbstlernen. Ausbildungsbetriebe und Berufe werden sichtbar gemacht, ohne in die Betriebe zu gehen. So weckt die Tour Neugierde, die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme wird abgebaut.

Die Jugendlichen treffen sich bei dem JOBWALK gemeinsam an einem Startpunkt. Meistens folgen sie in Kleingruppen mit 3 bis 5 Personen der vorgegebenen Route, können sie aber auch individuell antreten. An den Stationen erhalten sie online Hinweise und Filme zu den anvisierten Ausbildungsbetrieben. Unterwegs sind Quiz-Fragen dazu zu beantworten; für jede richtige Antwort gibt es Punkte. Gewonnen hat das Team (oder die Person) mit den meisten Punkten. Doch ein Gewinn ist die Erkundungstour für alle, denn die Informationen zu den Berufen und Unternehmen sowie die Links zu den Filmen stehen auch nach dem JOBWALK zur Verfügung.

Von der Berliner Berufsroute und dem JOBWALK der KAUSA-Servicestelle in Berlin zum Transfer nach Bonn und Augsburg
Die ersten Touren entwickelte das BWK ab 2015 als „Berliner Berufsrouten“ mit finanzieller Unterstützung der Berliner Wirtschaft. Nicht im Klassenzimmer oder vom Schreibtisch aus sollten die Jugendlichen mehr über Ausbildungen und berufliche Möglichkeiten erfahren, sondern spielerisch bei einer Entdeckungstour durch ihre Stadt.

Die Berufsrouten entwickelte das BWK ab 2020 weiter zum JOBWALK für Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund – über das Projekt KAUSA-Servicestelle Berlin, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von Januar 2019 bis Dezember 2021 gefördert hat. Hierbei kam neue Technik zum Einsatz. Während für die Berufsrouten eine eigene App erstellt worden war, die kontinuierlich betreut und technisch aktualisiert werden musste, basiert der JOBWALK auf der bereits vorhandenen Actionbound-App. Die Kosten sanken dadurch erheblich. Die Nutzungslizenzen für bis zu 5.000 Spielerinnen und Spieler im Jahr erwirbt das BWK für alle Partner über Projektmittel. Im Gegensatz zu der Berufsrouten-App kann die Actionbound-App auf allen Smartphones bespielt werden.

„Über das alternative digitale Lernkonzept freuen sich die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrkräfte“, erzählt Khalid Sharif. Wichtige Erfolgsfaktoren sind der Gamification-Ansatz, das Lernen außerhalb der Schule und der Einsatz des eigenen Smartphones. Das Interesse an den JOBWALKs war groß: Im Jahr 2021 haben etwa 400 Schülerinnen und Schüler aus Sekundarschulen und berufsbildenden Oberstufenzentren mitgemacht.

Inzwischen gibt es in Berlin JOBWALKs in Spandau, Mitte und Adlershof – in jedem Viertel jeweils 4 Routen. Für die etwa 20 bis 30 Stationen benötigen die Jugendlichen etwa 2 bis 3 Stunden Zeit. In Spandau und Berlin Mitte liegt der Schwerpunkt im Dienstleistungssektor und kaufmännischen Bereich, im Gebiet Adlershof auf gewerblichen und technischen Berufen, vor allem aus dem MINT-Bereich.

Da JOBWALKs gut ankommen, fördert das BMBF mit einem KAUSA-Transfer-Projekt die Übertragung in die Regionen Bonn/Rhein-Sieg und Augsburg. Beteiligt sind neben dem BWK BildungsWerk in Kreuzberg GmbH, das die JOBWALKs transferiert, die Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS, Träger des abgeschlossenen Projektes KAUSA-Servicestelle Bonn/Rhein-Sieg) sowie der Verein „Ausbilden. Arbeiten. Unternehmen e.V.“ (A.A.U., Träger der bisherigen KAUSA-Servicestelle Region Bayerisch-Schwaben). Zielgruppen sind junge Menschen am Übergang Schule – Beruf, insbesondere Geflüchtete, Migrantinnen und Migranten, sowie Ausbildungsbetriebe. Erreicht werden die Jugendlichen über Regel- und Berufsschulen, Jugendmigrationsdienste, Jugendzentren, Sportvereine und Migrantenselbstorganisationen. Das Projekt läuft vom 1. Februar 2022 bis 31. Juli 2023.

Der Transfer - wie das BWK die Projektpartner unterstützt
Transferiert wird im Wesentlichen die Idee „JOBWALK“. Die Konzepte werden an die lokalen Bedingungen in Bonn und Augsburg angepasst. Partner und Unternehmen müssen gefunden und Routen entwickelt werden. Die Herangehensweisen der einzelnen Projektträger sind unterschiedlich, wie zum Beispiel die Ansprache der Unternehmen und das Erstellen von Filmen.

Das BWK gibt seine Erfahrungen an die Projektpartner weiter, insbesondere das technische Know-how. Es vermittelt zudem, wie konzeptionell vorgegangen werden sollte, welche Reihenfolge sich im Projektablauf bewährt hat und worauf aus pädagogischer Sicht zu achten ist. In Workshops und Schulungen vor Ort zeigte das BWK bereits, wie ein JOBWALK mit der Actionbound-App und wie eine uMap, eine OpenStreet-Karte mit den Standorten der Ausbildungsbetriebe, erarbeitet werden kann. Während der Projektlaufzeit unterstützt das BWK die Partner bei der Erarbeitung ihrer JOBWALKS – sowohl bei inhaltlichen als auch bei technischen Fragen.

Die ersten Pilot-JOBWALKs sind in Bonn im März 2023 geplant, in Augsburg im Mai 2023.

Ausblick – wie es nach dem KAUSA-Transfer-Projekt weiterläuft
Die Projektträger wollen JOBWALKs auch nach dem Ende der Förderung anbieten, da sie sich über andere Projekte und Maßnahmen im Bildungsbereich weiterhin an Schülerinnen und Schüler wenden. Die vorhandenen Routen werden weiterhin genutzt und gepflegt. Einzuplanen sind zumindest Personalkosten für Pflege der Daten und Rundgänge sowie Kosten für die Lizenzen.

Der Augsburger Verein A.A.U. sieht die JOBWALKs als mögliches Tool innerhalb der KAUSA-Landesstelle Bayern. Ein weiterer Partner soll dann beteiligt werden.

Die OBS überlegt, die JOBWALKS in andere Projekte zu integrieren und für weitere Zielgruppen in Bonn anzubieten, z.B. für Eltern mit Migrationshintergrund oder für Lehrkräfte. Auch für Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf können die aktivierenden und audiovisuellen Angebote geeignet sein.

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Heike Peters

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