03.08.2023

Mit grünem Recruiting Talente finden

Attraktiv, weil nachhaltig: Umwelt- und sozialverträgliches Engagement von Unternehmen steht bei jungen Bewerbern hoch im Kurs. Ausbildungsbetriebe wie der Ventilatorenhersteller ebm-papst wissen das gezielt zu nutzen.

Es sind die immer gleichen Fragen: Wie nachhaltig ist Ihr Geschäftsmodell? Trägt es dazu bei, das Klima zu verbessern? Und wie sieht es mit den Menschenrechten an Standorten wie China oder Indien aus? Sonja Fleischer, Personalchefin beim Ventilatoren- und Motorenherstellers ebm-papst, weiß: "Bewerber nehmen Unternehmen kritisch unter die Lupe, bevor sie sich für einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz entscheiden. Und das Thema Nachhaltigkeit wird dabei immer wichtiger."

Benefits und Selbstwirksamkeit
In Zeiten fehlender Fach- und Nachwuchskräfte setzt der süddeutsche Weltmarktführer alles daran, Auszubildende und duale Studenten zu gewinnen. Punkten kann das Familienunternehmen dabei mit grünen Benefits wie etwa dem Job-Rad, mit regionalem Kantinenessen – auch für Vegetarier und Veganer – oder der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Auch Busse, die täglich rund 1.500 Mitarbeitende aus dem Umland zum Firmengelände bringen, zahlen auf das wachsende Interesse an Arbeitgebern ein, die sich für den ökologischen, sozialen und ökonomischen Wandel einsetzen.

Doch attraktive Benefits allein reichen nicht, um die offenen Stellen mit talentierten Kandidaten zu besetzen. "Junge Menschen möchten im Beruf etwas Sinnhaftes tun, Verantwortung übernehmen und die Zukunft positiv mitgestalten können", sagt Fleischer. "Mit freiwilligen Projekten wie den Energiescouts, die wir 2009 ins Leben gerufen hatten und die heute bundesweit bekannt sind, oder 'Jugend forscht' bieten wir unseren Azubis die Möglichkeit, im Betrieb aktiv zu werden und Einfluss zu nehmen." Viele nutzten diese Chance mit Begeisterung und würden dafür – wenn nötig – zusätzlich geschult.

Interne Leistung strahlt nach außen
Jedes neue Produkt muss seinen Vorgänger ökologisch und ökonomisch übertreffen – dieser Leitsatz gilt bei ebm-papst bereits seit der Gründung. Das Unternehmen mit 15.000 Mitarbeitenden weltweit hat seine Produktion, alle Produkte und die Unternehmenskultur nachhaltig ausgerichtet und profitiert davon auch im Recruiting. "Das nachhaltige und soziale Engagement hat großen Anteil an unserer Zukunftsfähigkeit und steigert unsere Attraktivität gegenüber Bewerbern aus allen Altersklassen", betont Fleischer. "Was wir intern erreichen, strahlt positiv nach außen."

Dass Unternehmen, die Green Recruiting betreiben – also ihre nachhaltige Ausrichtung gezielt zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter einsetzen – im Vorteil sein könnten, unterstreicht eine Umfrage der Jobplattform Stepstone zusammen mit dem Handelsblatt Research Institut. Dabei war es 76 Prozent der Befragten wichtig, dass das Thema Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber einen hohen Stellenwert hat. Jeder zweite der rund 12.000 Befragten (47 Prozent) gab an, im Falle eines Jobwechsels gezielt nach Stellen bei nachhaltigen Unternehmen zu suchen; sieben von zehn Befragten (70 Prozent) würden sich dort auch eher bewerben.

Nachhaltigkeit muss zur DNA des Unternehmens werden
"Zwar sind die Bezahlung und Benefits immer noch ganz wichtige Kriterien. Geht es aber darum, sich zwischen gleichwertigen Arbeitgebern zu entscheiden, können Nachhaltigkeit und Umweltschutz den Unterschied machen", sagt Philipp Andree, Geschäftsführer des branchenübergreifenden Netzwerks Klimaschutz-Unternehmen. Bereits jetzt nähmen viele Unternehmen bewusst eine Vorreiterrolle ein und hätten einen klaren Fahrplan, um die klimapolitischen Ziele Deutschlands zu erreichen, lobt Andree und betont: "Nachhaltigkeit darf kein reines Marketinginstrument sein, sie muss zur DNA des Unternehmens werden. Profitieren kann nur, wer sich langfristig und ehrlich engagiert."

Doch damit kommt auf Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine weitere Herausforderung zu. "Gerade kleine Betriebe haben in der Regel keinen Energie- oder Nachhaltigkeitsmanager, der sich um die Planung und die Bürokratie kümmert. Oft fehlen die personellen und finanziellen Ressourcen", räumt Andree ein. Um aber weiterhin qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden, sei es wichtig, einen guten Ruf zu haben und sich regional zu engagieren. Auch Investoren wie die Hausbanken achteten inzwischen auf die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Sein Rat: "Sich bei den Kammern vor Ort Hilfe holen, mit anderen Betrieben vernetzen, den Aufwand und die Kosten teilen."

Zukunftsorientierung braucht die richtigen Köpfe
Lutz Leichsenring, Mitbegründer der Initiative Green Recruiting, nennt weitere Gründe, aktiv zu werden: "Unternehmen, die den notwendigen sozial-ökologischen Wandel umsetzen und sich zukunftsorientiert aufstellen möchten, brauchen dafür die richtigen Köpfe. Sie brauchen Mitarbeitende, die neue Ideen einbringen wollen, die Veränderungen anstoßen und die Transformation in allen Abteilungen vorantreiben. Mit grünem Recruiting sprechen Arbeitgeber genau solche Kandidaten an." Diese zu gewinnen und bestehende Mitarbeiter zu fördern, sei zentrale Aufgabe der HR-Abteilungen, die dafür die Strukturen im Unternehmen schaffen müssten.

Was das für die Nachhaltigkeitsstrategie bedeutet? "Es braucht mehr als papierlose Bewerbungsprozesse, Energiesparkonzepte oder Zuschüsse zu alternativen Verkehrsmitteln", sagt Leichsenring. "Es geht um Raum für Kreativität und Veränderung, um nachhaltige Weiterbildungsangebote und um eine Unternehmenskultur, die den Wandel möglich macht." Sein Appell: "Transparent und ehrlich darstellen, wo man in Sachen Nachhaltigkeit steht, welche Ziele man erreichen will und welche Rolle die Mitarbeitenden dabei spielen können."

Informieren Sie sich jetzt!

Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine Nachricht.
Telefonisch sind wir Mo.–Fr. von 9:00 bis 18:00 Uhr erreichbar.

Heike Peters

Project Managerin azubi:web

Telefon: +49 (0) 69 999 993 251
E-Mail: info@azubiweb.com