14.07.2023

Marvin Flenche: 5 Tipps, wie Handwerksunternehmen die Azubis für sich gewinnen

Die Ausbildungssituation in deutschen Unternehmen gestaltet sich weiterhin schwierig. Laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) konnten im vergangenen Jahr mehr als 40 Prozent der Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen, manche von ihnen fanden überhaupt keine Bewerber. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren aufgrund verschiedener Faktoren, wie dem verstärkten Fokus auf akademische Bildungswege, voraussichtlich noch weiter verschärfen. Besonders betroffen ist die Handwerksbranche: Obwohl die Auftragsbücher vielerorts gut gefüllt sind, haben Handwerksbetriebe Schwierigkeiten, ausreichend Auszubildende für ihre Arbeit zu begeistern. "Junge Menschen haben oft den Eindruck, dass ihnen im Handwerk Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten fehlen. Doch durch eine gezielte Strategie lassen sich diese Bedenken schnell entkräften", erklärt Marvin Flenche, Geschäftsführer der A&M Unternehmerberatung GmbH. Wie Unternehmen Auszubildende von sich überzeugen, hat der Marketing-Experte im Folgenden zusammengefasst.

Tipp 1: Seinen Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringen

Viele Betriebe unterschätzen nach wie vor die Relevanz eines wertschätzenden Verhaltens gegenüber ihren Mitarbeitern. Es ist damit von größter Bedeutung, den Auszubildenden gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit den nötigen Respekt zu vermitteln. Natürlich ist es in diesem Zuge auch wichtig, ihnen tatsächliche Aufgaben zu übertragen, auch wenn es sich dabei um weniger attraktive Aufgaben handelt. Schließlich gehören auch diese zum Arbeitsalltag dazu - so werden Auszubildende direkt als vollwertige Mitarbeiter aufgenommen.

Unternehmen, die insgesamt eine positive Firmenkultur pflegen und den Auszubildenden Anerkennung entgegenbringen, werden schnell davon profitieren. Schließlich bringt Wertschätzung weit mehr Vorteile als ein besseres Gefühl mit sich: Neben einer gesteigerten Motivation, im Unternehmen zu bleiben, kann dies sogar zu einer höheren Rate an Weiterempfehlungen im Freundes- und Bekanntenkreis der Auszubildenden führen.

Tipp 2: Schulpräsentation gründlich vorbereiten

Viele Unternehmen streben danach, gezielte Werbung direkt in Schulen zu platzieren. Diese Vorgehensweise kann sinnvoll sein, erfordert jedoch eine gründliche Vorbereitung mit mehreren Monaten Vorlaufzeit. Um sich von anderen Unternehmen abzuheben, ist es entscheidend, bereits im Vorfeld das Interesse junger Menschen zu wecken. Eine Möglichkeit hierfür besteht darin, innovative Werbeflächen in der Nähe von Schulen zu nutzen, um bereits in der zehnten Klasse eine Wiedererkennung zu erzielen.

Insbesondere bei der jungen Generation spielt dabei Online-Werbung eine herausragende Rolle. Ohne eine Präsenz auf Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook ist es schwierig, junge Menschen zu erreichen - mehr noch: Werbung in sozialen Medien ist heutzutage weitaus effektiver als traditionelle Printmedien. Indem ein Unternehmen hier auf innovative und langfristige Werbestrategien setzt, kann es sich bei Schulpräsentationen als bekanntes und modernes Unternehmen präsentieren.

Tipp 3: Integration digitaler Technologien und moderner Prozesse

Die heutige Generation, auch bekannt als "Digital Natives", ist in einer Welt aufgewachsen, in der Smartphones und Computer allgegenwärtig sind. Diese jungen Menschen sind mit digitalen Technologien vertraut und bewegen sich selbstverständlich in der digitalen Welt. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen von großer Bedeutung, sich modern aufzustellen und die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Viele traditionelle Formulare und Laufzettel können heutzutage einfach in digitale Formate umgewandelt werden. Schließlich ist es frustrierend für Auszubildende, wenn sie erkennen, dass bestimmte Aufgaben mühelos per Copy-and-paste auf dem Smartphone erledigt werden könnten. Anstatt sich ausschließlich auf Papier, Mappen und Ordner zu verlassen, sollte daher die konsequente Integration und Ausstattung der Belegschaft mit digitalen Tools erfolgen.

Tipp 4: Eine nachhaltige Präsenz aufbauen

Um neue Auszubildende zu gewinnen, müssen Unternehmen außerdem an ihrer generellen Sichtbarkeit arbeiten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie dort präsent sind, wo junge Menschen sich aufhalten, und das sind heutzutage vor allem soziale Medien wie TikTok und Facebook. Jedoch ist es wenig sinnvoll, einfach nur Beiträge zu veröffentlichen. Direkte Werbung ist deutlich effektiver - schließlich schafft sie Kontinuität und ermöglicht eine gezielte Steuerung entsprechend den Bedürfnissen des Unternehmens. Durch die richtige Online-Strategie kann zudem die Einzigartigkeit des Unternehmens betont werden, von der auch andere Marketingaktivitäten wie Messebesuche profitieren können.

Tipp 5: Das Unternehmen durch richtige Positionierung interessant machen

Die genannte Sichtbarkeit hat jedoch keinen Selbstzweck, sondern dient dazu, das eigene Unternehmen für potenzielle Auszubildende interessant zu machen. Viele Unternehmen sind sich jedoch nicht bewusst, dass junge Menschen besonders gut auf strategische Polarisierung ansprechen. Junge Arbeitnehmer lassen sich generell leichter begeistern, wenn sie sich für oder gegen etwas aussprechen können. Daher erreicht ein Unternehmen, das sich heute zu bestimmten Themen klar positioniert, eine stärkere Identifikation von Bewerbern und Mitarbeitern mit dem Unternehmen. Mit gezieltem Onlinemarketing können daher die heutigen Auszubildenden besonders effektiv angesprochen werden.

BILD: A&M Unternehmerberatung GmbH