11.01.2024
Vertragslösung bedeutet nicht gleich Abbruch
Immer mehr Azubis steigen nach Erkenntnissen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) vorzeitig aus ihrem Ausbildungsverhältnis aus. Vielfach setzten die jungen Menschen ihre Ausbildung allerdings anderswo fort, stellt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) klar.
Wie das BIBB in seiner Untersuchung „Vorzeitige Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung“ meldet, ist die Quote der Azubis, die 2022 ihren Ausbildungsvertrag außerplanmäßig gelöst haben, auf 29,5 Prozent gestiegen. 2021 hatte sie noch bei knapp 27 Prozent gelegen. „Aber das bedeutet keinesfalls, dass jeder Auszubildende, der seinen Vertrag vorzeitig löst, auch seine duale
Berufsausbildung beendet“ sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Studien zeigten vielmehr, dass etwa jeder Zweite seine Ausbildung direkt in einem anderen Beruf oder Betrieb fortsetze. Gerade in einer Zeit vieler Ausbildungschancen weist die steigende Quote laut Dercks darauf hin, dass Jugendliche sich auch nach Ausbildungsbeginn noch einmal neu orientieren, indem sie eine Chance in einem anderen Betrieb oder Beruf wahrnehmen.
„Zum Vergleich: Rund 28 Prozent der Studienanfänger – in den Ingenieurwissenschaften sogar fast 50 Prozent – hören vorzeitig auf. Hier bedeutet Abbruch aber tatsächlich ein Ende des Studiums und nicht nur einen Wechsel. Bei Studienabbrechern geht also viel häufiger Lebenszeit verloren.“ „Etwa ein Drittel der vorzeitig gekündigten Ausbildungsverträge wird während der Probezeit gelöst“, berichtet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. Das liege nicht nur daran, dass der gute Arbeitsmarkt junge Leute zu einem schnelle ren Wechsel motiviere: „Auch eine wohnortgünstigere Anbindung an den Betrieb oder die Berufsschule, vielleicht auch noch attraktivere Ausbildungsbedingungen können zu einer Umorientierung führen. Erfahrungen zeigen zudem, dass die mangelnde Berufsorientierung der Corona-Jahre ihre Spuren hinterlassen hat.“ Gleichzeitig bedeuteten Vertragslösungen vergebliche Investitionen von Ausbildungsbetrieben und vielfach auch Enttäuschungen bei Unternehmen und jungen Menschen. Eine frühzeitige und gezielte Berufsorientierung kann hier wirkungsvoll vorbeugen.
Ein frühzeitiger Austausch mit der Ausbildungsberatung der IHK hilft, um bei Problemen den besten Weg zum Ausbildungserfolg auszuloten.